Wölfe

Mantel, Hilary: Wölfe. Roman. DuMont Köln 2012, 767 S.

Thomas Cromwell, Sohn eines Schmieds, wird Berater Heinrichs VIII. und zu einem der einflussreichsten Politiker Englands. Europäische Geschichte zur Zeit der Reformation.

Heinrich VIII. will seine Frau, Katharina v. Aragon loswerden, um Anne Boleyn zu heiraten und mit ihr einen Thronfolger zustande zu bringen. Der Papst will einer Annullierung der Ehe nicht zustimmen. Sorge in England, Kaiser Karl V. könnte zur Unterstützung seiner Nichte Katherina Truppen nach England schicken. Um dessen Truppen zu binden, unterstützt England heimlich die Türken. Wenn Heinrich sich von Rom trennt und selbst Oberhaupt der englischen Kirche wird, wäre eine Scheidung von Katharina kein Problem mit einem angenehmen Nebeneffekt:  Cromwell weiß, dass der König praktisch Pleite ist, er weiß auch, wie wertvoll die Pfründe der Kirche in England sind. Die Bischöfe werden bedrängt, erpresst, bestochen, ihren Eid auf Heinrich als Oberhaupt der englischen Kirche zu schwören. Nur Thomas Morus („Utopia“) weigert sich standhaft bis zuletzt. Der König erweist ihm schließlich die Gnade, einfach geköpft und nicht vorher öffentlich bei lebendigem Leib ausgeweidet zu werden.

Cromwell managt das loyal, mit Charme und Geschick. Den englischen Adel mit Ambitionen auf die die Thronfolge hält er in Schach mit der Drohung, ihre Kredite bei europäischen Bankhäusern kündigen zu lassen. Mit den europäischen Banken ist er bestens vernetzt.

Sprachlich großartig. Erzähltechnisch manchmal gewöhnungsbedürftig: „Er“ ist in der Regel Thomas Cromwell. Eine sortierte Namensliste im Anhang hilft durch die Namen.

Der Titel „Wölfe“ verweist auf „homo homini lupus“. Wenn ich mich recht erinnere, ist das Buch der erste Band von dreien: Im folgenden geht’s Anne Boleyn an den Kragen, im dritten dann Thomas Cromwell selbst.

(Juni 2013)