In Amerika

Susan Sontag, In Amerika, München/Wien 2002

Eine Leseempfehlung von Wiebke und dann von Steffi.

„Diese potentielle Sicht der Geschichte, die dann erzählt wird, verwirrt.“ (Steffi)

„Gewöhnungsbedürftig die mehrfachen Perspektivwechsel. Wer erzählt gerade? Sehr subtil in der psychologischen Beobachtung und in deren sprachlichen Vermittlung.“ (Peter)

Ein Auswandererepos Ende des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt ein historisches Vorbild: Die berühmteste polnische Schauspielerin im damals zwischen Russland, Österreich und Preußen geteilten Land geht mit Kind und Mann und Freunden nach Amerika und macht dort bald Karriere. Andere der Gruppe kehren nach Polen zurück.

Voller skurriler Episoden. Theatermilieu. Maryna (in Amerika bald Marina) ist eine Diva und weiß es. Eine starke Persönlichkeit!

Das Abschlusskapitel ist ein grandioser Monolog des sich betrinkenden Schauspielerkollegen

Edwin Booth, einem Bruder des Lincoln-Attentäters über das Leben, die Schauspielerei und immer wieder Shakespeare.

  • „Hamlet erinnert mich an etwas in mir. Vielleicht weil Hamlet selbst ein Schauspieler ist. Ja, Marina, mehr ist er nicht. Er spielt eine Rolle. Er scheint das eine zu sein, und unter diesem Scheinen, was liegt da? Nichts. Nichts. Nichts.“ (S. 461)
  • Fürchten Sie sich nicht so vor dem Scheitern, Marina. Es tut der Seele wohl. Gott, was für einen korrumpierenden Beruf wir doch ausüben. Wir glauben, wir hielten das Schöne und Wahre aufrecht, dabei verbreiten wir nur Eitelkeiten und Lügen. Oh, jetzt finden Sie, dass ich sähr amerikanisch klinge. Nun ich bin Amerikaner.“ (S. 474)