Helden des Alltags

Wladimir Kaminer & Helmut Höge, “Helden des Alltags“

Episoden, Spotlights im Stil und Tonfall der „Russendisko“ (2000), in Balance zwischen anrührend und skurril, Slapstick-Texte. Kaminer, Jg. 1967, seit 1990 in Berlin, Prenzlauer Berg, hat diesen fremden Blick, der Alltägliches anders wahrnimmt als wir und sich wundert und uns verwundert, wunderbar! Dazwischen immer wieder Erinnerungen an seine Jugend, Russland.

Zwei meiner Lieblingstexte:

  • „Die Menschen und ihre Künste“ über einen Moskauer Bettlerwettbewerb, organisiert von einer dortigen Kunstzeitschrift. „Ich war ein Profikiller und will ein neues Leben anfangen. Kein Blut mehr vergießen. Brauche finanzielle Unterstützung.“
  • „Lustige Menschen“: Kaminers bekommen vom Vater eine hochsensible, elektro-nische Waage geschenkt, wiegen alles Mögliche mit den unterschiedlichsten Ergebnissen, je nachdem, wo die Waage gerade steht, bis sie erschöpft konstant nur noch 888,8 anzeigt. „Man darf nicht immer alles ganz genau wissen wollen.“

Zu diesen Texten von Helmut Höge gesammelte Amateur-Fotos aus den 50er Jahren. Wir kennen eigentlich alle Leute auf den Fotos und die geknipsten Situationen. Mief der 50er Jahre, gesamtdeutsch.

Am 15 Mai 2003 bei einer Lesung von Kaminer hier in Dortmund mit neuen Texten. Er amüsiert sich etwas, dass er, der Russe, derzeit von den Goethe-Instituten weltweit rumgereicht wird als Repräsentant zeitgenössisches deutscher Literatur.