Franken 2011

Franken  09. Juni – 20. Juni 2011

Pfingsten seit mehr als 30 Jahren nun schon mit Arens’ in Volkach  in der „Schwane“.  Für’s Schwane-Archiv alte Fotos, als im Hof  montags am frühen Morgen noch Schweine geschlachtet wurden. Das Quieken der armen Tiere hatte uns geweckt. Am Samstag wie immer Mittagsimbiss mit Weinprobe bei Albrecht und Silke Sauer, Benjamin und den Groß- eltern (Paul und Margarete) in Escherndorf.

Auf dem Weg nach Volkach Zwischenstopp im „Goldenen Karpfen“ in Fulda, nicht nur wegen der Hummersuppe.

Weil wir Samstag in Würzburg sein wollen, um den 50. Geburtstag von Steffis „Patenkind“ Rita zu feiern, bleiben wir in Franken.

Franken2011_1_SchlossMarktbreit

In Marktbreit sucht und findet Peter das Gebäude seiner damaligen „Oberrealschule Marktbreit“. Ein paar Häuser davor in der Ochsenfurter Straße das Geburtshaus von Aloys Alzheimer. Kaffeepause vor dem Schloss (s. rechts), in das damals ein Teil des Unterrichts ausgelagert war. Der Schlossplatz als Schulhof. An der Ecke damals ein Bäcker mit ofenwarmen Laugenbrezeln in der Pause, heute Apotheke.

Pfingstmontag traditioneller Pfingstritt in Ochsenfurt (s.unten). Der Pfarrer im Ornat, hoch zu Ross, die Ministranten dahinter, Reitervereine, Trachtengruppen aus dem Ochsenfurter Gau. Historische Postkutschen. Der Ritt geht zur St. Wolfgangskapelle zum Segnen und wieder zurück. Ein prachtvoller Zug!

Franken2011_2_PfingstrittOchsenfurt

Für Peter viele Erinnerungen. Er wohnte in Ochsenfurt von 1946 bis 13.04.1954, in der „Becks-Mühle“, Tückelhäuserstr. 44. Von der Mühle ist nichts mehr erkennbar. Die „Erler-Mühle“ dahinter sieht aus wie einst, der Name „Schirmer“ ist nicht mehr am Giebel.

Vom Anwesen der Becksmühle steht nur noch die hohe Gartenmauer. Im damaligen Garten oben jetzt ein Königreichsaal der Zeugen Jehovas. Das Transformatorenhaus hinter der einstigen Mühle gibt es noch.

Der obere Lauf des Thierbachs, der die Mühlräder der Becks- und der Erler-Mühle antrieb, ist trocken. Das alte Bachbett findet man, wenn man weiß, wo es war. Der Bach fließt jetzt wieder unten entlang der Tückelhäuser Straße in den Main. Er war einst hinter der Stöhrsmühle in einen oberen Lauf geführt. Ärger, wenn die Stöhrsmühle den Bach staute…“alle Räder stehen still…“.

Die Trasse der Gaubahn oberhalb der Mühlen ist jetzt der Gaubahn-Radweg. Die Äcker am Gegenhang nach Goßmannsdorf  („Goasdorf“) hin sind wohnbebaut. Dort war Peter barfuß über Stopppeläcker gelaufen, hatte mit Tante Tinchen (Katharina Beck) auf abgeernteten Kleefeldern wilden Feldsalat gesammelt. Der „Eselsweg“ ist einer Schnellstraße gewichen.

Zwetschgenblooz am alten Rathaus direkt unterm Pranger. Zwetschgenblooz ist wohl die fränkische Pizza: ein sehr dünner Hefeteig mit satt Zwetschgen belegt. Frau Hähnlein hat den Zwetschgenblooz auf großen Rundblechen mit dem Pferdewagen zu einer Bäckerei an der alten Mainbrücke fahren und dort backen lassen für die Magd (Anna), den Knecht (Alfons), die Müller (Edmund mit dem kaputten Auge vom Mühlsteinschärfen, Martin, der unter den Dachpfannen das Kleinkalibergewehr (6mm Flobert) versteckt hatte, was jeder wusste, mit dem Alfons vor den Schweineställen auf Ratten schoß, Willi, Peters Vater), sich selbst, Tinchen und uns Flüchtlinge.

In der Stadt direkt hinter der Kirche das Häuschen gefunden, in dem Frau Hähnlein (Therese = Terres) wohnte, nachdem sie die Mühle aufgegeben hatte und wo Steffi und Peter im Herbst 1964 auf der Rückreise aus Frankreich übernachtet hatten. Steffi erinnert sich heute noch an die sehr dicken, schweren, feuchten Oberbetten, Peter an die gut gemeinte große Pfanne Spiegeleier, die sehr glibberig waren. Alfons, der Pferdeknecht, hat um die

Mühle herum aus wilden Hühnernestern Eier geklaut und roh ausgelutscht. Peter hat’s auch mal probiert, war aber nicht sein Geschmack.

Franken2011_3_SommerhausenMaingasse

Nach Ochsenfurt dann Sommerhausen. Mitten im Ort, Maingasse 8, im „Pastoriushaus“, dem Gästehaus des Weinguts Artur Steinmann. Ein kleines, sehr schönes Hotel, nur acht Zimmern und ein großer Weinkühlschrank im Flur. Franz Daniel Pastorius (1651-1719) ist hier in Sommerhausen geboren, organisierte die erste deutsche Auswanderung nach Amerika, Begründer der ersten deutschen Ansiedlung dort, Germantown in Pennsylvania, dort Bürgermeister, Lehrer, Schulleiter, Autor einer Fibel, eines Traktats gegen die Sklaverei, Pietist.

Seine Wahrnehmung des „alten“ Kontinents als dekadent verkommen und unchristlich war eines der Motive auszuwandern. Weggefährte von William Penn. In den USA ist Pastorius heute bekannter als in Deutschland, Sommerhausen ausgenommen.

Wochenende in Würzburg zur Feier von Ritas 50. Geburtstag, Wiedersehen mit Wiebke, Tom, Lotte und Merle. Kaffeetrinken, Stadtführung, Führung durch die riesigen, von über tausend Kerzen erleuchteten Gewölbe des Staatlichen Hofkellers unter der Residenz, unterwegs immer wieder Weinproben. Abendessen in einer Nische des Kellers, Geburtstagsgeschenke, Reden, Gedichte. Höhepunkt: A-Capella-Gesang von Johannes und seinen beiden Söhnen, Markus und Michael, aus Schneeberg, dann die ganze Gesellschaft gemeinsam: „Im tiefen Keller sitz ich hier…“ Toll!

Franken2011_4_VorResidenz

Sonntagnachmittag mit dem Schiff nach Veitshöchheim, Spaziergang durch den Rokokko-Garten mit Wasserspielen, ehemals eine Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe mit Schlösschen. An der Anlegestelle am Main eine steinerne Erinnerung an das Waschschiff, das die Mainorte anfuhr und auf dem die Frauen ihre Wäsche wuschen, auch in Ochsenfurt, als der Main noch nicht gestaut und noch sauber (?) war.