Das verborgene Wort

Ulla Hahn, Das verborgene Wort, DVA Stuttgart, München 2001

„Du blievs doch, wat de bes, dat Kenk vun nem Prolete.
Prolete, zischte die Großmutter, mer sin ken Prolete, mer sin kattolesch!“ (S 183)

Eine Art Bildungsroman, schmerzhafte Emanzipationsgeschichte eines Mädchens im rheinisch-katholischen Milieu der 50er Jahre in einer Arbeiterfamilie.

  • Präzise, lebendig, bedrückend die geistige Enge, der „Muff“ der Zeit
  • Die Eltern: sprachlos, lieblos. Der Vater erzieht seine Kinder mit Prügeln. „Bitte“ und „Danke“ sind in der Familie Fremdworte.
  • Die kleine Hildegard flüchtet in die Magie der Worte, die Welt der Sprache, der Bücher. Als sie zu Hause anfängt, wie in der Schule statt rheinischem Platt hochdeutsch zu sprechen, stellt sie im Empfinden der Eltern die familiäre und soziale Identität in Frage, ähnlich, wenn sie eines Tages den Tisch deckt, und zwar mit Messer und Gabel.

Der Schluss etwas märchenhaft: Hildegard braucht, nach intensiver Fürsprache des Pfarrers, nicht mehr in der Fabrik zu arbeiten, darf die Aufnahmeprüfung für eine höhere Schule machen.